aus dem Repaircafé
Haben Sie schon einmal von einem „Uhrenbeweger“ gehört? Nun – manche Leute sammeln mechanische Armbanduhren mit Automatikaufzug. Dadurch wird die Uhr immer wieder von Handbewegungen aufgezogen. Eigentlich sehr praktisch. Man muss die Krone nicht mehr hin und her drehen, um die Uhr auf zu ziehen
Hat man nun mehrere Armbanduhren, dann stellt sich die Frage, welches gute Stück man gerade trägt und welches man in den Uhrenbeweger einsetzt, damit es bewegt und damit aufgezogen wird. Denn die Uhren sollen nicht für längere Zeit mit entspannter Feder ruhen. Außerdem möchte man dem Gerät jederzeit eine betriebsbereite, aufgezogene Uhr entnehmen können.
Was hat nun dieses Luxusproblem 🙂 mit Elektronik zu tun?
Oben auf dem Uhrenbeweger ist sich ein Bedienfeld, mit dem er sich programmieren lässt. Man gibt dort an, welche der Motoren sich wie lange am Tag, in welche Richtung drehen sollen. Dann wird die Armbanduhr eingesetzt und es kann losgehen.
Ein Besucher unseres Repaircafé brachte den gezeigten Uhrenbeweger, der sich gar nicht mehr bewegen wollte. Eine schnelle Fehleranalyse zeigte, dass die Elektronik mit einem Mikroprozessor immer dann eine Fehlermeldung brachte, wenn er programmiert war und ein Motor eingeschaltet wurde. Wenn man die Steckverbindung zum Motor trennte, kam keine Fehlermeldung. Aber auch keine Bewegung …
Es war bald klar, dass eine Reparatur unmöglich war, zumal die Platine mit exotischen SMD-Bausteinen und einem herstellerspezifischen Leistungstreiber ausgestattet war. Keine der Komponenten war irgendwo im Web zu finden. Der ausgesprochen mager erscheinende Leistungstreiber war offensichtlich Fehlerursache. Wie es sich gehört, war er direkt nach Ablauf der Garantiefrist ausgestiegen.
Wir entschlossen uns dazu, die Elektronik neu aufzubauen, zumal unser Besucher den Vorschlag machte, sein Gerät mit einer Zeitschaltuhr ein- und auszuschalten.
Dazu wurde in einem Testaufbau zunächst ermittelt, mit welcher Spannung die Motoren angetrieben werden. Hilfreich war ein Video unseres Besuchers, das recht schön zeigte, wie schnell sich die Uhren tatsächlich drehten, als das Gerät noch lief.
Es zeigte sich, dass eine Spannung von 1,8 V bis maximal 4,5 V ausreichen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Da die Gleichstrommotoren je ein Getriebe antreiben, kommt jeder Motor mit max. 40 mA aus.
Es wurde eine Schaltung auf Basis des LM317 Spannungsreglers mit LTSpice entworfen, getestet, ein wenig optimiert und dann im Probeaufbau realisiert. Das Ergebnis war ganz befriedigend, zumal der Aufbau nun wahrlich keine „Rocketscience“ darstellt.

Die Rückseite des Gerätes trägt nun vier Potentiometer und vier Richtungsumschalter mit den Stellungen „rechts-Ruhe-links“. Und unser Besucher ist wieder glücklich und zufrieden. Das vorhandene 10V-Netzteil ist nach wie vor im Einsatz und das Gerät sicherlich noch für viele Jahre nutzbar.






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